EINLEITUNG

Der zunehmende Wettbewerb verursachte einen Wettlauf um verbesserte Produktivität und Qualität in der Fertigung, um das Überleben des eigenen Unternehmens zu sichern. Eine rein lineare Verbesserung der Effizienz vorhandener Strukturen scheint dabei längst nicht mehr ausreichend. (Als Analogie zur Unternehmensstruktur könnte man sich einen Algorithmus vorstellen. Verbesserungen in der Umsetzung sind nur limitiert möglich. Ein perfektionierter O(N3) Algorithmus ist üblicherweise auch einem im ersten Versuch "schlampig" umgesetzten O(N2) Algorithmus unterlegen.) In zunehmendem Maße bestand daher der Zwang, Strukturen zu finden, die aus sich heraus wirkungsvoller sind. Im schneller werdenden Wechsel der Anforderungen zeigte sich, daß mittlerweilen das größte Problem nicht darin besteht, für eine gegebene neue Situation eine genau dafür passende Unternehmensstruktur zu finden, sondern darin, eine Struktur zu finden, die ganz allgemein auf eine neue Situation möglichst schnell reagieren kann. Die Herausforderung bei der Umstrukturierung eines Unternehmens liegt somit nicht mehr in einer konkreten Situation, für die eine optimale Lösung gefunden werden soll, sondern im Umgang mit der Gewißheit, daß die Lage sich in kurzer Zeit ändern wird, auch wenn die Richtung nicht bekannt ist. Eine kurzfristige Anpassung ist daher überlebensnotwendig.

In diesem Kontext schien die klassische Linienorganisation, die beim ersten Auftreten großer Unternehmen auf der Suche nach einer geeigneten Organisationsform vom Militär übernommen worden ist, mit ihren starren Hierarchien und einem Minimum an Entscheidungsmöglichkeit bei den operativen Organen selbst an ihre Leistungsgrenzen zu stoßen.

Bereits in den achtziger Jahren begann man deshalb auch im großen Stil neue Firmenordnungen in die Praxis umzusetzen. Wesentliche Impulse dazu kamen aus Japan, wo der zum Westen völlig unterschiedliche kulturelle und soziale Hintergrund eine ganz andere Firmenkultur entstehen ließ.

Zu den wichtigen Trends bei neuen Organisationsformen bzw. -varianten gehören Eigenschaften wie etwa die Ausrichtung des Einzelnen auf das Unternehmensziel, die Bildung von Problemlösungsgruppen oder die Übergabe von Teilkompetenzen vom Management zu operativen Einheiten.

Natürlich können bestehende Strukturen nicht einfach über Bord geworfen werden, um einem Mix von "Patentrezepten" Platz zu machen. Eines von verschiedenen Konzepten, alte Organisationsformen unter Einbeziehung der eben genannten Elemente mit einem besonderen Schwerpunkt auf Selbstorganisation durch neue abzulösen und gleichzeitig chaotische Zustände zu vermeiden, ist die fraktale Fabrik.