In den Medien ist Telearbeit immer öfter ein Thema. Über Initiativen in diesem Bereich wird gerne berichtigt. Generell wird Telearbeit in den Medien gerne in Zusammenhang mit Arbeitszeitflexibilisierung und Österreichs Weg in die Informationsgesellschaft genannt. Zu erwähnen sind auch die Bemühungen der Europäischen Union den Einsatz von Telearbeit zu unterstützen. Im Weißbuch für Wachstum, Wettbewerb und Beschäftigung nennt die Europäische Kommission für das Jahr 2000 das Ziel, europaweit über 10 Millionen Telearbeitsplätze zu verfügen.
Nicht unterschätzt werden darf der Einfluß der Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien auf den Einsatz von Telearbeit. Die ständig steigende Leistungsfähigkeit, Integration und Kostensenkung sämtlicher Technologieentwicklungen trägt sehr zur Unterstützung der Verbreitung der Telearbeit sowohl im geschäftlichen als auch im privaten Bereich bei.
Im Folgenden möchte ich etwas näher auf den Stand österreichischer Telearbeitsinitiativen eingehen. Dabei folgt eine nähere Beleuchtung sowohl der privaten, der öffentlichen als auch der unternehmerischen Initiativen zum Einsatz von Telearbeit.
Die hauptberuflichen Telearbeiter verteilen sich nur auf rund ein Prozent der österreichischen Unternehmen, und interessanterweise hauptsächlich auf Klein- und Mittelbetriebe. Für diese bedeutet ein Umstieg meist keinen großen organisatorischen Aufwand.
Bei manchen Telehäusern fällt eine etwas unprofessionelle
Herangehensweise an die Materie auf. Die Errichtung eines Telehauses bedarf
gerade in Bezug auf Telearbeit einer sehr ausführlichen und damit
langfristigen Planung. Viele Initiativen gingen den Weg, Infrastruktur
und Arbeitskräfte zu bieten und erst dann zu versuchen Telearbeitsprojekte
in die Region zu bringen. Erfolgsversprechender erscheint der Weg Arbeitsplätze
und nicht Arbeitskräfte zu bieten, also schon vor dem Anlauf des Projektes
mit Unternehmen Vereinbarungen zu schließen. Betont werden muß
auch nochmal, daß vor der Errichtung die Sinnhaftigkeit und Machbarkeit
eines Telehauses zu klären ist.
Es müssen aber auch positive Ansätze erwähnt werden.
Gerade im Umfeld von Telezentren zur regionalen Entwicklung sind durch
Initiativen zur Aufwertung des ländlichen Raumes oftmals neue Arbeitsplätze
entstanden, die vielfach als Telearbeitsplätze genutzt werden.
Wie in vielen Bereichen fallen auch im Bereich Telearbeit die österreichischen Unternehmen aber auch die öffentliche Verwaltung durch ihre konservative Herangehensweise auf. Diese Angst vor neuen Organisationsformen und Arbeitsmethoden erklärt natürlich die geringe Bereitschaft und die geringe Verbreitung von Telearbeit. Eine weitere Liberalisierung der Telekommunikation könnte sich durch niedrigere Kosten und höheren Einsatz von Telekommunikation bemerkbar machen. Durch die traditionelle Brückenfunktion von Österreich zwischen der Europäischen Union und Osteuropa könnte sich auch die Akzeptanz dieser neuen Arbeitsmethode weiter erhöhen. (vgl.: European Commission, 1998)
Negativ wirkt sich in diesem Zusammenhang auch die geringe Nutzung des Internets in Österreich. Und wenn auch rund 1,2 Millionen Österreicher bereits über einen Internet-Zugang verfügen, so sind es nur etwa 300000, die diesen Zugang auch intensiv nutzen. Damit liegt Österreich unter dem EU-Durchschnitt.
Laut einer Studie der Donau-Universität Krems leisten derzeit lediglich 0,2 Prozent aller 3,8 Millionen Erwerbstätigen in Österreich hauptberuflich Telearbeit, dies sind rund 8000 Menschen. Die Zahl jener, die gelegentlich telearbeiten, wird mir weiteren rund 30.000 Personen angenommen, sodaß rund ein Prozent der Erwerbstätigen als Telearbeiter im weiteren Sinn bezeichnet werden kann. (siehe Molterer, 1998) Österreich liegt mit diesen Kennzahlen am unteren Ende des europäischen Vergleichs. Zur Veranschaulichung sei erwähnt, daß in Dänemark 3,9 und in den Niederlanden 3 Prozent der Erwerbstätigen als hauptberufliche Telearbeiter ihr Geld verdienen.
Die Umfrage des Linzer Marktforschungsinstituts SPECTRA hat im Mai 1997 die Einstellungen der ÖsterreicherInnen zum Thema Telearbeit untersucht. 2 Prozent der Berufstätigen gaben an, "zu Hause am Bildschirm für ein Unternehmen tätig zu sein, ohne in die Firma gehen zu müssen". Am weitesten verbreitet ist Telearbeit bei Personen mit höherem Bildungsgrad, also MaturantInnen und AkademikerInnen. In dieser Bevölkerungsgruppe wird Telearbeit von 3 Prozent ausgeübt. (vgl.: Österreichischer Telearbeitsinformationsserver, siehe Link Kapitel 4)
Die öffentliche Akzeptanz dieser Beschäftigungsform liegt grundsätzlich hoch: Für 66 Prozent der Befragten ist Telearbeit eine "gute Sache" und nur 24 Prozent sind gegenüber dieser Form des Arbeitens pessimistisch eingestellt. Noch größer ist die Zustimmung im ländlichen Raum: 83 Prozent der Befragten, die mehr als 50 Minuten zur Arbeit unterwegs sind, bejahen die hauptberufliche Telearbeit auch für sich persönlich. (vgl.: Molterer, 1998)
Das zukünftige Potential an Telearbeitsplätzen ist schwer abzuschätzen. Experten halten mittelfristig einen Anstieg der Telearbeitsplätze in Österreich auf 50000 für möglich. Im Weißbuch für Wachstum, Wettbewerb und Beschäftigung strebt die Europäische Kommission für das Jahr 2000 europaweit 10 Millionen Telearbeitsplätze an.
Abschließend muß man feststellen, daß Telearbeit als neue Form der Arbeitsorganisation und des Managements gerade in peripheren und strukturell benachteiligten ländlichen Regionen zu weitreichenden Veränderungen führen kann. Telearbeit kann zu einer grundlegenden Verbesserung der Lebensqualität, zur Sicherung der Beschäftigten sowie zu einem gleichberechtigten Zugang zur Arbeitswelt für alle beitragen. Auch in Österreich besteht ein großes Potential für Telearbeit. Durch günstige Voraussetzungen und Förderungen der EU, des Bundes und der Länder kann Aufklärungsarbeit geleistet werden und so die Akzeptanz für den Einsatz von Telearbeit erhöht werden.
Hinweise an gerald.kogler@jk.uni-linz.ac.at
Letzte Änderung am 24.1.1999.