Die Prinzipien der Selbstorganisation können zum Beispiel auch auf
Fertigungssysteme angewendet werden. Das vorgestellte Model versucht biologische
Konstruktion (mittels Selbstorganisation) und Optimierung (mittels Evolution)
auf Fertigungssysteme anzuwenden. Die einzelnen selbstorganisierenden Einheiten
werden durch die verschiedenen Fertigungszellen realisiert. Der Hauptzweck
dieser Vorgangsweise besteht darin, bei Ausfall oder Störung von einzelnen
Fertigungszellen eine dynamische Änderung des gesamten Systems zu erreichen
und das Fertigungsziel weiterhin zu gewährleisten.
Die Methode scheint geeignet, Fertigungsstraßen zu realisieren bei denen
häufige Veränderungen auftreten und ständige Anpassungen an diese Veränderungen
notwendig sind.
Das Konzept "biologischer" Fertigungssysteme kann in zwei grundsätzlich unterschiedliche Ansätze aufgeteilt werden:
Die beiden Ansätze schließen sich gegenseitig nicht aus sondern können
sowohl getrennt voneinander als auch in Kombination modelliert werden.
Das in der Folge vorgestellte Model konzentriert sich auf den ersten der
beiden Ansätze.
Bei biologischen Organismen resultiert ein Stimulus aus der Umgebung in einer Reaktion. Diese Reaktionen beschreiben das Verhalten des betreffenden Organismus. Wie bereits oben erwähnt, sollte ein Stimulus im Fertigungssystem als "Reaktion" ein Produkt ergeben. Um dieses Ziel zu erreichen, besteht nun die Möglichkeit das gesamte Fertigungssystem als eine Menge von Fertigungszellen zu betrachten, die untereinander die Halbfabrikate austauschen und diese zu fertigen Produkten zusammenfügen. Die einzelnen Fertigungszellen sind dabei nur in der Lage einige wenige grundlegende Operationen auszuführen.
Die Hauptfrage ist nun, wie die Struktur dieses Netzwerkes von Fertigungszellen
aussehen muß, um einerseits die Transportwege zu minimieren und andererseits
die "Arbeitslast" gleichmäßig und ohne Erzeugung von Engpässen
auf alle Zellen zu verteilen.
Bei herkömmlichen Arbeitsabläufen wird (üblicherweise durch einen Ingenieur) mit Hilfe von Erfahrungswerten aus der Vergangenheit die Reihenfolge des Produktionsablaufes bzw. der Weg durch die Menge von Fertigungsstationen fix vorgegeben. Beim hier vorgestellten selbstorganisierten Ansatz wurden bei der Simulation einerseits Transporter zur Beförderung der Halbfabrikate und andererseits (bewegliche!) Fertigungszellen angenommen. Die Geschwindigkeit der Fertigungszellen wurde dabei deutlich geringer als jene der Transporter gewählt.
Die Fertigungszellen üben nun bei Bedarf von Halbfabrikaten zur Verarbeitung, anziehende Wirkung auf Transporter aus die mit solchen Halbfabrikaten beladen sind. Andererseits bewegen sich die Fertigungszellen selbst (langsam) auf Transporter mit benötigten Halbfabrikaten zu. Leere Transporter werden wiederum von Fertigungszellen angezogen, die bereits fertig verarbeitete Halbfabrikate vorrätig haben. Dabei berücksichtigt wurde das gelegentliche Ausfallen von einzelnen Fertigungszellen bzw. Transportern.
Die resultierende Anordnung von Fertigungszellen bzw. die Verteilung
von Transportern zwischen den Zellen ist üblicherweise zwar nicht die optimale
(bei einwandfreier Funktion aller Einheiten), aber jene, die am flexibelsten
auf Fehler bzw. Fehlfunktionen einzelner Einheiten reagieren kann.
Für diesen Zweck kommt eine Menge von Maßzahlen in Frage. Im folgenden sind einige davon als Richtlinie angeführt:
Die vorgestellten Ansätze sollen zeigen, daß es möglich ist Fertigungssysteme
aus der Sicht der Selbstorganisation zu betrachten und mittels entsprechender
Modelle und Simulationen brauchbare Strukturen für solche Systeme zu finden.