Geschichte der Steganographie
Die Steganographie ist wie die Kryptographie sehr viel älter als das Computerzeitalter. Seit Tausenden von Jahren werden geheime Nachrichten versteckt übermittelt, insbesondere im militärischen Bereich. Schon der griechische Geschichtsschreiber Herodot (490-425 v. Chr.), berichtet von einem Adligen, der seine Geheimbotschaft auf den geschorenen Kopf eines Sklaven tätowieren ließ. Nachdem das Haar nachgewachsen war, machte sich der Sklave unbehelligt zu seinem Ziel auf, wo er zum Lesen der Nachricht wiederum kahlrasiert wurde.
In einem anderen Bericht von Herodot geht es um Wachstafeln, auf die man damals schrieb. Als eine sensible Nachricht überbracht werden sollte, entfernte der Absender das Wachs, gravierte den Text in das Holz darunter und füllte das Wachs wieder auf. Den kontrollierenden Wachen erschienen die Tafeln leer.
Der Gebrauch unsichtbarer Tinte war bereits zur Zeit des römischen Schriftstellers Plinius der Ältere (23-79 n. Chr.) bekannt: Mit Urin, Milch, Essig oder Fruchtsäften wurde die Nachricht auf Papier oder Pergament geschrieben und war nach dem Trocknen der Flüssigkeit nicht mehr zu sehen. Der Empfänger mußte nur das Dokument über einer Kerzenflamme erhitzen - schon tauchte die Schrift wieder auf. Im Zweiten Weltkrieg arbeiteten deutsche Spione nach demselben Prinzip: Mit einer Kupfersulfatlösung auf einen Handschuh gebrachte Nachrichten blieben unsichtbar, bis er mit Ammoniakdämpfen in Berührung kam.
Ebenfalls von den Nationalsozialisten entwickelt wurde der sogenannte Microdot, ein Stück Mikrofilm in der Größe eines I-Punktes, der in unverdächtigen Schreibmaschinenseiten als Satzzeichen oder oberhalb des Buchstabens "i" eingeklebt wurde. Solche Microdots konnten riesige Datenmengen einschließlich technischer Zeichnungen und Fotos enthalten.
Ebenfalls wurden im 2. Weltkrieg eine Indianer-Sprache, welche nur sehr wenige Personen verstehen, zur Übermittlung von Informationen durch die US-Marine eingesetzt [Sma]. Unverschlüsselte Nachrichten wurden ebenfalls benutzt, da viele verschlüsselt "klingende" Nachrichten durch Filter erkannt werden können, nur "harmlose" werden durchgelassen.
Beispielsweise durch einen deutschen Spion während des 2. Weltkrieges folgende Nachricht übermittelt:
"Apparently neutral's protest is thoroughly discounted and ignored. Isman hard hit. Blockade issue affects pretext for embargo on by products, ejecting suets and vegetable oils."
Wenn man aus dieser Nachricht jeweils den 2. Buchstaben jeden Wortes aneinanderhängt, ergibt sich folgende versteckte Nachricht:
"Pershing sails from NY June 1."
Um Spionen das Übermitteln versteckter Informationen zu erschweren, reglementierten die Regierungen von Großbritannien und den USA im Zweiten Weltkrieg die internationalen Postsendungen. Verboten war das Verschicken von Schachaufgaben, Kreuzworträtseln, Zeitungsausschnitten, Strickmustern, Liebesbriefen und Kinderzeichnungen. Blumengrüße, Musikwünsche im Radio und Chiffreanzeigen waren suspekt und wurden eingeschränkt. Teilweise formulierten die Zensurbehörden der Regierungen sogar abgefangene Briefe um oder klebten die Briefmarken auf den Umschlägen an andere Positionen.