Spielehersteller bringen Yahoo vor Gericht
[30.03.2000 15:25 ]

Drei der führenden Anbieter im Markt für Computer-Spiele und Spiele-Konsolen gehen gegen das Internet-Portal Yahoo vor Gericht. Electronic Arts, Sega und Nintendo werfen Yahoo vor, über die Auktions- und Shopping-Angebote des Internet-Dienstleisters würden raubkopierte Spiele verkauft. Außerdem könnten Surfer sich über die Einkaufsmeilen von Yahoo auch Geräte besorgen, die zur Aushebelung des Kopierschutzes bei Spielen benutzt würden.

Die Klage soll erreichen, dass Yahoo zukünftig entsprechende Verkäufe und Auktionen über seine Web-Seiten stoppt. Außerdem verlangen die Spielehersteller einen finanziellen Ausgleich für die Verluste, die ihnen durch schon erfolgte Verkäufe entstanden seien. Wie hoch der Betrag sein soll, den Yahoo bezahlen soll, bezifferten die Kläger bislang nicht im Detail – allerdings sprachen sie davon, dass bis zu 100.000 US-Dollar pro verkaufter Raubkopie oder illegalem Gerät fällig sein könnten. Der Branche sei 1999 weltweit ein Verlust von 3,2 Milliarden Dollar allein durch Raubkopien entstanden, führten die Spielehersteller aus.

In der Klageschrift erklären die Spielefirmen, Yahoo profitiere direkt von dem Verkauf illegaler Waren und sei sich über diese Aktivitäten auf seinen Seiten voll bewusst. Yahoo sei kein passiver Dienstanbieter, heißt es in der gemeinsamen Erklärung von Electronic Arts, Nintendo und Sega. "Yahoo hat einen internationalen Cyber-Flohmarkt für raubkopierte und illegale Waren geschaffen, der Zehntausende von kreativen Menschen schädigt", erklärte Ruth Kennedy, die Electronic Arts vor Gericht vertritt. Und Nintendos Anwalt Richard Flamm ergänzt: "Wir haben Yahoo mehrmals darauf hingewiesen, dass offensichtlich raubkopierte, noch nicht veröffentlichte oder illegale Waren auf der Web-Seite verkauft würden, und wir haben Yahoo jedes Mal aufgefordert, wirksame Kontrollen zur Verhinderung dieser Vorgänge einzurichten."

Würde Yahoo verurteilt, könnte dies die Bedingungen für Online-Shops und Auktionshäuser vollständig verändern. Auch in Deutschland beispielsweise hatten die Online-Auktionatoren wie Ricardo oder eBay immer wieder darauf hingewiesen, dass sie nur eine Plattform zur Verfügung stellten und für die verkauften Waren eigentlich nicht verantwortlich zu machen seien. Eine Verurteilung von Yahoo würde dieser Ansicht zumindest in den USA den juristischen Boden entziehen – die Anbieter wären verpflichtet, jedes einzelne Angebot auf Shopping- oder Auktionsseiten im Hinblick auf mögliche rechtswidrige Transaktionen zu überprüfen. (jk[1]/c't)


URL dieses Artikels:
  http://www.heise.de/newsticker/data/jk-30.03.00-003/

Links in diesem Artikel:
  [1] mailto:jk@ct.heise.de


Copyright 2000 by Verlag Heinz Heise