Gestaltungsgrundlagen

Im ersten Kapitel wurde kurz auf die Fragen :"Was ist Visualisierung ?" und „Warum wird sie verwendet ?" eingegangen. Das zweite Kapitel ist nun ausführlich der Frage :" Welche Kriterien sind beim Entwurf eines Visualisierungssystems zu beachten?" gewidmet. Die Antworten auf diese Frage findet man fast gänzlich in dem Gebiet der Mensch - Maschine - Kommunikation (MMK) bzw. Human - Computer - Interaction (HCI), ein interdisziplinäres Forschungsgebiet, das in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. Spezialisten der Fachrichtungen Psychologie, Ergonomie, Medizin, künstlerische Gestaltung und Softwaretechnik arbeiten an Arbeitstechniken und Richtlinien, die eine Akzeptanz eines entwickelten Systems wahrscheinlicher machen [BLASCHEK99].

Softwareergonomische Beurteilungskriterien

Auf der Suche nach verwertbaren Kriterien, wie (Visualisierungs)Software benutzerfreundlich und effizient gestaltet werden kann, stößt man nach [KRAUSE95] im Bereich der allgemeinen Angaben auf zwei Informationsklassen :

  • Listen von Gestaltungshinweisen nach Art von Kochrezepten (Man nehme ...), in der Regel ohne weitere Begründungen als den Rekurs auf intuitive Plausibilität und der Fachautorität des Verfassers. Die Hinweise reichen von globalen Aussagen auf höchstem Abstraktionsniveau bis zu Detailangaben. Der Nachteil dieser Listen ist, daß sie immer nur zufällig passen, da die konkrete Problematik in der eigenen Situation meist etwas anders gelagert ist. Zudem bleiben die Nachvollziehbarkeit und die generellen Grundlagen dieser Art von Regeln meist im Dunkeln.
  • Im günstigsten Fall enthalten die obigen Merkmalslisten einige generelle Grundprinzipien, mit denen der Begriff Benutzerfreundlichkeit definiert wird (wie z.B. Transparenz oder Selbsterklärungsfähigkeit), und die sich auf niedrigeren Darstellungsniveau operationalisieren lassen. Oft werden aber auch diese Basissätze nicht bis zu jener Ebene weiterentwickelt, die eine praktische Umsetzung erlauben würde.
  • Grundlagen wissenschaftlicher Visualisierung

    Die wissenschaftliche Visualisierung als Teilgebiet der Computergraphik beschäftigt sich mit der Umwandlung von wissenschaftlichen Datenmengen in graphische Darstellungen. Dabei geht es hierbei nicht primär um die Erzeugung "schöner Bilder", sondern um die Extraktion von Informationen anhand der graphischen Repräsentation der Daten. Die in den Datenmengen vorliegenden abstrakten Informationen werden in graphische Informationen transformiert, aus denen dann Informationen für den zugrunde liegenden konkreten Kontext (Objekt, Prozesse oder Phänomen) gewonnen werden können. Es handelt sich also nur um einen anderen Ansatz zur Gewinnung von Wissen. In den letzten Jahren wurden eine ganze Reihe von neuen Visualisierungstechniken und Methoden entwickelt, mit denen eine adäquate Transformation der abstrakten Informationen (Daten) in graphische Informationen (Bild) für verschiedenste Datenstrukturen realisiert werden kann. Die mit diesen Techniken erzeugten graphischen Darstellungen ermöglichen dem Betrachter die Entwicklung eines mentalen Modells, bei dem die visuellen Attribute in definierter Form Attributen des Datensatzes entsprechen. Dadurch ist der Betrachter fähig, den jeweiligen Kontext aus der Abbildung zu rekonstruieren und die wahrgenommenen Strukturen in der Abbildung mit tatsächlich existierenden Korrelationen zwischen Parametern bzw. mit speziellen Eigenschaften im Datenfeld in Verbindung zu bringen.