Einleitung

"Wenn Texte von Bildern verdrängt werden, dann erleben, erkennen und werten wir die Welt und uns selbst anders als vorher: nicht mehr eindimensional, linear, prozessual, historisch, sondern zweidimensional, als Fläche, als Kontext, als Szene. Und wir handeln auch anders als vorher: nicht mehr dramatisch, sondern in Beziehungsfelder eingebettet" [TÜRK].Der Künstler Herwig Türk beschreibt mit dieser Aussage treffend die Bedeutung der graphischen Repräsentation von Informationen. Wir leben in einem visuellen Zeitalter, einem Zeitalter der Bilder. Information wird mit Hilfe von Bildern dargestellt, vermittelt, verständlich gemacht. Ihr Stellenwert in der modernen Medienlandschaft kann gar nicht überschätzt werden. Daher ist es sinnvoll, sich mit dieser Form der Darstellung, die sich fundamental von sprachlicher Darstellung von Information unterscheidet, wissenschaftlich auseinanderzusetzen [TAGU97]. Gleichzeitig gilt, daß die komplizierten Zusammenhänge, die bei der Verwendung und Interpretation von Bildern eine zentrale Rolle spielen, nicht mehr allein in einem Fachgebiet untersucht und erklärt werden können. Neben der Informatik spielen Psychologie, Semiotik, Kunstgeschichte, und auch die Philosophie eine entscheidende Rolle in der Analyse des Phänomens Bild. Natürlich unterscheidet sich die Fragestellung in den einzelnen Fachgebieten : Philosophen hinterfragen zumeist die verwendeten theoretischen Grundbegriffe, z.B. den Begriff "Bild" selbst, während sich Psychologen mit der kognitiven Verarbeitung von Bildern befassen und dabei einen bestimmten Bildbegriff voraussetzen. Die Art und Weise, wie Bilder Information vermitteln, gilt natürlich auch in der Kunstgeschichte als zentrale Fragestellung und besitzt dort eine lange Tradition; doch unterscheiden sich kunstgeschichtliche und psychologische Methoden. Die Informatiker beschäftigen sich mit Fragen, die das maschinelle Analysieren und Interpretieren von Bildern betreffen. Hier werden Übertragungen aus dem und in den Bereich der menschlichen Bildverarbeitung gewünscht und angestrebt [TAGU97].