Prozessmodellierung

Jacobson [JAC98] unterscheidet bei der Entwicklung von Unternehmensmodellen zwischen:

§         Darstellung einer Vision, bestehend aus Strategien und Zielen für die Zukunft.

§         Geschäftsabläufen des Unternehmens einschließlich der benötigten Objekte sowie der an der Leistungserstellung beteiligten Ressourcen und Sachmittel.

§         Geschäftsabläufen der externen Partner, die an Geschäftsprozessen des Unternehmens beteiligt sind.

Für die Prozessmodellierung ist nun die Frage von Bedeutung, wie Geschäftsprozesse entwickelt und dargestellt werden. Wir entwickeln und gestalten Prozesse und IV-Systeme in der Modellierungsumgebung AENEIS®, vgl. [LAN94].

Geschäftsprozess- und Informationssystementwicklung

Langer [LAN94] versteht unter einem Unternehmensmodell  „..die Summe aller Informationen, die planvoll zu­sam­mengestellt werden, um einem Adressaten ein Ver­ständnis der Ziele und der Organisation eines Un­ternehmens unter der jeweiligen Perspektive zu er­möglichen“. Unternehmensmodelle dienen der Beschreibung und Gestaltung von Geschäftsabläufen und IV-Systemen unter Berücksichtigung der wechselseitigen Abhängigkeiten. 

In den dynamischen Diagrammen werden Geschäftsprozesse in Form von Flussdiagrammen gestaltet und beschrieben. Geschäftsprozesse sind laut Langer [LAN94] definiert als „..Folgen von Aufgaben, die als Reaktionen eines Un­ternehmens auf externe, zeitliche oder interne Er­eignisse ausgelöst werden und in einen unmit­telbaren Zusammenhang mit dem Zielsystem der Unternehmung gebracht werden können. Die aus­lösenden Ereignisse sind im Idealfall immer origi­närer Natur, d. h. keine Folge eines zuvor eingetre­tenen Ereignisses“. Geschäftsprozesse können jeweils eine beliebige Zahl von Vorgängern bzw. Nachfolgern aufweisen und zu Prozessgruppen zusammengefügt werden.

In den statischen Diagrammen werden die Klassen von Aufgabenträgern und ihre Beziehungen untereinander dargestellt; ISe sind Teil dieser Betrachtung. Auf der IS-Ebene können die Eigenschaften von ISen in Form von Entity-Relationship-Diagrammen (ER-Diagramm) dargestellt werden. Für die Organisations­ebene ist die Darstellung von Organigrammen eine Möglichkeit der Abbildung von Strukturbeziehungen.

Als Adressaten eines Unternehmensmodells kommen generell alle Organisationsmitglieder in Frage (Entscheidungsträger, Mitarbeiter, Unternehmensexterne,..). Hinzu kommen alle Personen, die an der Entwicklung von Unternehmensmodellen beteiligt sind (System- und Software-Entwickler, Anwender). Beim Anwender handelt es sich in der Regel um Organisationsmitglieder, die mit dem zukünftigen System arbeiten müssen und eine systemgestaltende Funktion innerhalb der Organisation haben.

Der Software-Entwickler sollte in der Lage sein, anhand des Modells ein IV-System zu implementieren, das die geforderten Funktionen zur Verfügung stellt, um den Anforderungen der Prozesse zu entsprechen. Den Prozessen kann er die Aktivitäten entnehmen, die Unterstützung von IV-Systemen anfordern. In den ISen ist beschrieben, wie die Informationen in der Benutzerschnittstelle dargestellt werden (Eingabefeld, Auswahlfeld, Liste,...).

Darstellung von Prozessdiagrammen

Zur Gestaltung von Unternehmensmodellen verwenden wir das Modellierungswerkzeug AENEIS® in der Version 4.6. Ein Prozess wird dargestellt durch die Aneinanderreihung von Aktivitäten. Jeder Aktivität kann ein konkreter Aufgabenträger (Abteilung, Mitarbeiter, Stelle), der eine Aufgabe ausführt, zugeordnet sein. In der Unternehmenswelt spricht man bei einer Aufgabe von einer Handlung. Aktivitäten wiederum werden detailliert als Folge von  Arbeitsschritten beschrieben. Aktivitäten werden als Rechtecke dargestellt und unter Verwendung bestimmter Symbole miteinander vernetzt. Innerhalb von Aktivitäten können andere Aufgabenträger angewiesen werden bestimmte Methoden (Funktionen) auszuführen. So kann etwa die Aktivität „Kundendaten anzeigen“ ein IS anweisen, die Methode „Formular Kunde anzeigen“ auszuführen.

·         Methoden sind von großer Bedeutung, wenn es gilt, ISe und ihre Einbettung in die Unternehmensprozesse zu zeigen.

Bei Methoden von ISen kann hinsichtlich der Darstellung in der Benutzerschnittstelle eine Unterscheidung getroffen werden. ISe können Methoden haben, die „explizit“ in der Benutzerschnittstelle dargestellt werden (als Button, Menüpunkt,..) und solche, die „implizit“ durch das IS realisiert werden sollen. Gesteuert wird die Handhabung von Methoden über die Zugriffsrechte der Klassen.