Generierung der Benutzerschnittstelle

Ein Bericht bzw. die Dokumentation von Prozessmodellen dient als Kommunikationsbasis zwischen Anwender und Entwickler. Da Anwender und  Entwickler meist unterschiedliche fachliche Voraussetzungen mitbringen und die Anforderungen an Prozessmodellen und IV-Systemen oft stark differieren, ist die Form der Präsentation von zentraler Bedeutung. AENEIS® bietet zur Dokumentation von Unternehmensmodellen eine Reihe von Standardformaten, die aber aus Erfahrungen der Praxis nicht ausreichen, die Zusammenhänge zwischen Prozessen und ISen detailliert genug darzustellen.

Wir werden daher eine Oberfläche konstruieren, die das Verhalten der benötigten Systeme hinreichend veranschaulicht. Dazu verwenden wir die in AENEIS® gestalteten, objektorientierten ISe und generieren daraus den Prototyp einer Benutzerschnittstelle. Die Vorgangsweise erläutern wir im folgenden Kapitel.

Dokumentation von Informationssystemen

AENEIS® stellt auch auf der IS-Ebene verschiedene Möglichkeiten der Dokumentation bereit.  

§         Wir entwickeln und gestalten Informationssysteme mit der Zielsetzung, daraus eine Benutzerschnittstelle zu generieren, um die Funktionalität des zukünftigen IV-Systems  abzubilden.

Als Schnittstelle zwischen AENEIS®-Modell und Benutzerschnittstelle dient das Klassenmodell des objektorientierten ISs in C++ Syntax. Berichte dieser Kategorie enthalten eine weitgehend vollständige Definition der modellierten Klassen. Es werden die Bezeichnung der Klasse, Attribute, Methoden, Schnittstellen, Schnittstellenparameter und Anmerkungen dokumentiert. 

Prozessmodellierung und Prototyping

Durch die Visualisierung der objektorientierten Informationssysteme  entstehen interaktive Benutzerschnittstellen-Prototypen, die in Verbindung mit den Prozessdiagrammen die Grundlage für Prozessentwicklung, -umsetzung und Implementierung der IV-Systeme darstellen.

Die Prototypen bieten folgende Informationen:

§         Funktionalität der Benutzerschnittstelle

§         Layout der Komponenten

§         Dynamisches Verhalten in der Benutzerschnittstelle

§         Klassifikation der Daten

§         Übernahme der Klassifikation in die Implementierung

Anwender können anhand der Prototypen verschiedene Lösungsansätze ausprobieren und prüfen, ob die Oberfläche die gewünschten Informationen bzw. Funktionalitäten repräsentiert.

Weiters werden die Prototypen eingesetzt, um zu prüfen, ob die gestalteten Systeme vom Software-Entwickler implementiert werden können. Ergeben sich im Rahmen der Implementierung Änderungen, werden diese – von Seiten der Entwicklung – über das AENEIS®-Modell vorgeschlagen und vom Anwender bewertet. Anwender und Entwickler arbeiten so sukzessive an der Verbesserung  von Prozessen und IV-Systemen.

Im Gegensatz zur sequentiellen Entwicklungsmethode können – durch die Simulation der Arbeitsweise an den neuen Prozessen, noch vor der Umsetzung – aufwändige Änderungszyklen eingespart werden.

Der Prototyp der Benutzerschnittstelle gibt explizit keine Auskunft darüber,

§         wie das IV-System letztlich implementiert wird (softwaretechnische Aspekte), bzw.

§         wie das Design auszusehen hat (Farben, Formen, ...).

Zur Generierung der Benutzerschnittstelle haben wir, wie bereits erwähnt, die Anwendung ProtoGen entwickelt.

 Benutzerschnittstellen Generator - ProtoGen  

ProtoGen ist die Kurzform für Prototypen-Generator und eine Client/Server-Lösung, die  über Internet/Intranet oder als Insellösung auf PC eingesetzt werden kann. Serverseitig ist ein servletfähiger Web-Server  (wir verwenden vqServer in der Version 1.9.55) nötig. Auf der Clientseite können gängige javafähige Web-Browser,  wie Internet-Explorer (ab Version 4.0) und Netscape Navigator (ab Version 4.72) verwendet werden.

Um aus objektorientierten ISen eine Benutzerschnittstelle (Prototyp) generieren zu können, muss die Dokumentation des ISs (Bericht in C++ Syntax) aus AENEIS® heraus mit der Endung „.gen“ exportiert werden. ProtoGen verarbeitet die Informationen des Klassenmodells und generiert daraus die Benutzerschnittstelle, die über einen Web-Browser bedient werden kann.

Alle ISe, die in AENEIS® berichtet und exportiert wurden, werden in einer HTML-Seite aufgelistet. Die Listeneinträge sind mit Links zu den einzelnen Prototypen versehen. Erzeugt wird die HTML-Seite mit den Prototypen von einem Java-Servlet. Bei jedem Aufruf der Home-Page von ProtoGen werden die Prototypen neu eingelesen und die Liste aktualisiert. Der Prototyp der Benutzerschnittstelle wird in einer anderen HTML-Seite in Form eines Java-Applets visualisiert. Dieses Java-Applet stellt alle Eigenschaften des ISs mit Interaktionsmöglichkeiten als grafische Benutzeroberfläche dar.