Gestützt auf die rasche technologische Entwicklung im Bereich der Computerhardware haben die Simulationstechniken eine bedeutende Rolle unter den wissenschaftlichen Methoden erobern können. In vielen Bereichen werden sie erfolgreich eingesetzt, um beispielsweise Systemverhalten in Zuständen zu erforschen, welche nicht ohne weiteres hergestellt werden können (z.B. Urknall). Weiters kann die Gültigkeit von zugrundeliegenden Modellen erforscht werden. Simulation ermöglicht auch ein Verhaltenstraining in komplexen Situationen (Flugsimulator).
Ein erstes Charakteristikum ist die enge Verknüpfung mit einem Modell. Eine Simulation operiert immer auf
einem Modell des Originals. Die Qualität der Erkenntnisse, die durch Simulationen gewonnen werden, hängt
also unmittelbar von der Qualität der zugrundeliegenden Modellbildung ab. Gleichzeitig wird deutlich gemacht,
daß Simulationen sowohl zur Prüfung der Modellbildung als auch zur Modellanwendung beitragen können,
indem sie einmal zur Prüfung des Erklärungsgehaltes des eingesetzten Modells dienen und im anderen Fall
Aussagen über das Original in neuen Zusammenhängen erlauben.
Das zweite Charakteristikum von Simulationen besteht darin, daß man in der Lage ist, im Modell gewisse Zustände
systematisch und kontrolliert herbeizuführen. Man könnte dies den "dynamischen Aspekt" der
Simulation nennen. In diesem Zusammenhang wird die besondere Bedeutung deutlich, welche mathematische Modelle für
die Simulation haben. Mathematische Modelle beschreiben in der Regel das Systemverhalten als Funktion einer Reihe
von Parametern. Um Modellzustände systematisch und kontrolliert herbeizuführen, ist eine Manipulation
der Modellparameter und eine Berechnung des Systemverhaltens mit diesen neuen Parametern notwendig. Durch die Fortschritte
in der Computertechnologie gestaltet sich dieser Vorgang inzwischen relativ problemlos.
Ein grundlegendes Problem ist die Abgrenzung eines Teilsystems aus seinem natürlichen Systemkontext bei der
Modellbildung. Der Einfluß des Systemkontextes muß, obwohl nicht extra modelliert, in seiner Wirkung
auf das modellierte Teilsystem durch Simulation berücksichtigt werden. Zum Beispiel berücksichtigt das
technisch-taktische Modell eines Sportspieles in der Regel nicht die psychische Situation der Spieler im Kontext
des Spiels und deren Änderung durch Spielverlauf und Spielerinteraktionen. Durch diese Diskrepanz zwischen
Modell und System kommt es daher zu Fehlern bei der Diagnose und Prognose. Es muß daher immer geprüft
werden, ob ein Kontext-Modell entwickelt werden soll.
Für den Bereich des sportlichen Trainings liegen klassische Indikationen zur Anwendung von Simulationen vor:
Statt also ein Trainingsprogramm über mehrere Wochen und Monate mit unsicherem Ausgang durchzuführen, wäre es für einen Trainer äußerst attraktiv, dessen Auswirkungen auf die Wettkampfleistung im voraus simulativ abschätzen zu können. Mehrere Varianten könnten durchgespielt und nur die beste Lösung umgesetzt werden. Damit solche Simulationen aber überhaupt möglich sind, müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt sein: