Gegenstandsbereiche der Sportinformatik
Der Gegenstandsbereich der Sportinformatik wird in seinem gegenwärtigen Entwicklungsstand erläutert.
Es wird gezeigt, daß Sportinformatik nicht nur die Verwendung informatischer Werkzeuge in der Sportwissenschaft
bedeutet. Also beispielsweise den Einsatz von Textverarbeitungsprogrammen zur Erstellung sportwissenschaftlicher
Texte. Oder auch den Einsatz einer computergestützten Meßdatenerfassung im Rahmen von Trainingsprozessen.
Eine solche Auffassung alleine würde die Einrichtung einer sportwissenschaftlichen Teildisziplin nicht rechtfertigen.
Es muß nachgewiesen werden, daß Beiträge geleistet werden, die den wissenschaftlichen Fortschritt
der Disziplin fördern. Die Sportinformatik kann durch Anwendungsfelder und Bearbeitungsebenen charakterisiert
werden.
Anwendungsfelder der Sportinformatik
Darunter werden die Bereiche in der Sportwissenschaft verstanden, in denen informatische Werkzeuge ihren Einsatz
finden.
- Unterstützung von Training und Wettkampf: Das ist ein klassisches Einsatzfeld von Informatik im Sport.
Schon Mitte der 70er Jahre wurden die ersten Spielbeobachtungssysteme entwickelt. Der große Umfang und die
hohe Dichte von Beobachtungsdaten im Sport ließ schon früh den Einsatz von Computern als lohnend erscheinen.
Auch für die Dokumentation des sportlichen Trainings mit seinen täglichen Einheiten und vielen Trainingsinhalten
pro Einheit ist der Computer ein nützliches Hilfsmittel.
- Unterstützung der Sportverwaltung: Neben der Unterstützung durch unspezifische, allgemeine informatische
Werkzeuge, wie die bekannten Office-Programme, treten im Sport auch spezifische Probleme auf. Dazu gehören
zum Beispiel die Organisation von Wettkämpfen, Talentdiagnose und -verwaltung oder der Austausch von Daten
zwischen den Institutionen des Sports.
- Informationsmanagement im Sport: Die Möglichkeit der Verbreitung von Information über das Internet
wird in den letzten Jahren auch im Sport in steigenden Maße genutzt. Weiters werden Literatur- und Faktendatenbanken
auch auf CD-Rom erstellt.
- Informatik in der Sportwissenschaft: In der Sportwissenschaft hat die Informatik an vielen Stellen eine unterstützende
Funktion. Informatische Werkzeuge wie kinematische und dynamische Bewegungsanalysen, Bewegungssimulationen, multimediale
Instruktionsprogramme oder informatische Aspekte des Einsatzes von Forschungsmethoden und Statistik können
den Sportwissenschaftler entscheidend bei seiner Arbeit unterstützen.
Bearbeitungsebenen der Sportinformatik
Innerhalb der Anwendungsfelder werden verschiedene Bearbeitungsebenen unterschieden. Diese sollen dem wissenschaftlichen
Fortschritt der Sportinformatik dienen.
- Werkzeuge: Darunter sind informatische Lösungen für praktische Aufgabenstellungen im Sport zu verstehen.
Dabei ist zwischen Werkzeugen "von der Stange", wie Textverarbeitung, und Spezialanfertigungen, wie Datenbanklösungen
für spezielle Sportprobleme, zu unterscheiden. Letztere erfordern ein großes Spektrum an informatischen
Fertigkeiten wie die Systemanalyse, das Programmieren, das Warten und die Benutzerschulung.
- Konzepte: Die Werkzeuge basieren jeweils auf informatischen Konzepten unterschiedlichen Abstraktionsgrades.
Beispiele von Konzepten sind Datenbanken, Multi-Media, Expertensysteme oder die Fuzzy Logik. Aufgabe der Sportinformatik
ist es nun zu prüfen, ob der Einsatz dieser Konzepte als Ansatz zur Lösung von Problemen in der Sportwissenschaft
gesehen werden kann.
- Theoriebildung: Die Theoriebildung reicht von der Abbildung von Prozessen in der Zeit und deren Kopplung, über
die Analyse von Organisationen und Strukturen, über eine allgemeine Theorie von Information und Kommunikation
bis hin zu Reflexionen über die Modellbildung aus informatischer Sicht.
Die Aufzählungen von Anwendungsfeldern und Bearbeitungsebenen der Sportinformatik können nun mit Hilfe
einer Matrix zu einem Überblick über den Gegenstandsbereich der Sportinformatik zusammengestellt werden:
|
Training/Wettkampf |
Sportverwaltung |
Sportinformation |
Sportwissenschaft |
Theoriebildung |
Prozeßmodelle von Training u. Wettkampf |
Organisationslehre des Sports |
Theorie von Information u. Dokumentation |
Metamodellbildung |
Informatische Konzepte |
Informationssysteme, Multi-Media |
Organisationsanalysen, Strukturanalysen |
Datenbanken, Kommunikation, Netzwerke |
Modellbildung, Simulation, Expertensysteme, Präsentation |
Informatische Werkzeuge |
Spielbeobachtung, Trainingsdokumentation |
Office-Programme, Verwaltungsprogramme, Speziallösungen |
Sportdatenbanken Sportthesauri, Speichermedien |
Bewegungsanalyse, Simulationstools, Statistik-Software |